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29.01.2018

Die Presse: Digitale Aufrüstung in allen Branchen

Die eigentliche Hochsaison der Weiterbildungsbranche ist der Herbst. Doch auch das Frühjahrssemester bringt so manche Neuentwicklung.

Das breiteste Spektrum für alle Lebensphasen decken die Volkshochschulen (VHS) ab, von Kinderkursen und Elternbildung über Hilfe für Schüler und Studierende sowie Weiterbildung für Erwachsene. In Kürze startet nun erstmals eine Art Nachhilfe für Studierende der Wirtschaftswissenschaften ("Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik für Studierende" ab Anfang März). Ähnliche Angebote soll es in absehbarer Zeit auch für andere Studienrichtungen geben.

VHS öffnet "Nerd-Cafe"

Zentraler Trend in der berufsbezogenen Weiterbildung ist für VHS-Geschäftsführer Herbert Schweiger die Digitalisierung. Zwar sei "die Wissensvermittlung von Mensch zu Mensch so urtümlich wie die Benutzung des Feuers" und werde nie gänzlich durch andere Methoden abgelöst werden. "Die Digitalisierung eröffnet uns aber technische Möglichkeiten, Wissen weiterzugeben und noch mehr Menschen zu erreichen." Im Herbst wollen die Wiener VHS daher mit einer großen Digitalisierungsoffensive in das Wintersemester starten und eine Reihe von Angeboten aus den Bereichen Wirtschaft, IT, aber auch Elternbildung als Onlineformate anbieten. Die Möglichkeit, sich über aktuelle digitale Themen kostenlos mit Experten auszutauschen, gibt es außerdem an vier Abenden des Frühjahrssemesters im sogenannten VHS-Nerd-Cafe.

Auch am BFI sind neue Initiativen vor allem dem digitalen Wandel in immer mehr Berufsbildern gewidmet. Er erfordere neben neuen Weiterbildungsprogrammen neue Formen der Vermittlung, sagt Franz-Josef Lackinger, Geschäftsführer des BFI Wien. "Deshalb bieten wir ab dem Frühjahr als erster heimischer Bildungspartner in vielen Kursmaßnahmen ergänzend auch Video-Learning über die Plattform Lynda an." Das US-Unternehmen Lynda ist einer der größten Anbieter von Onlinetrainingslösungen für Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Am BFI Wien wird Lynda in einer Pilotphase in ausgewählten Kursen angeboten. Die Tutorials und Webinare, die den Teilnehmern dadurch - zusätzlich zum Präsenzseminar - angeboten werden, können auch nach dessen Abschluss noch bis zu sechs Monate lang von jedem Standort aus abgerufen werden.

Digitale Tools für Vortragende

Da die Digitalisierung auch für Weiterbildungstrainer selbst und für alle Lehrpersonen die Notwendigkeit bedeutet, sich vermehrt digitale Kompetenzen anzueignen und in den Unterricht einzubringen, wurde am BFI der Lehrgang Digital TrainerIn geschaffen. Hier werden anhand von Webinaren, Onlineklassenzimmern und virtuellen Übungen sowohl technisches Know-how als auch didaktische Methoden für die digitale Wissensvermittlung gelehrt.

Weitere Kurse am BFI, die dem Wandel der Berufsbilder Rechnung tragen, sind der Diplomlehrgang Innovationsmanagement und der Lehrgang Zertifizierte(r) CasemanagerIn. Ersterer vermittelt Methoden und Instrumente, um Innovationen in Unternehmen zu etablieren. Letzterer bildet Fachkräfte für das im Sozial- und Gesundheitsbereich zunehmend eingesetzte Case Management (Unterstützungsmanagement) in komplexen Fällen aus.

Digitales Wissen für den Chef

"Digitalisierung ist ein Prozess, der sich durch alle Branchen zieht", sagt Markus Raml, Kurator des Wifi Österreich, Steuer- und Unternehmensberater. "Sämtliche Berufe passen sich permanent an die technische Entwicklung an. So wird aus dem Verkäufer der E-Commerce-Verkäufer, CAD-Zeichner bilden sich zum CAD- 3-D-Konstrukteur weiter, und der Rauchfangkehrer ist in Wirklichkeit längst ein Messtechniker." Der Bedarf an Ausbildungen für IT-Themen, wie Netzwerkadministration und Suchmaschinenoptimierung steige am Wifi ebenso stetig wie für die Bereiche Onlinemarketing, E-Commerce und Social Media. "Auch Industrie 4.0 sorgt für hohen Qualifizierungsbedarf, sodass die Nachfrage in Bereichen wie Robotik, Virtual Reality oder E-Mobilität steigt", berichtet Raml.

Als umfassende Ausbildung bietet das Wifi ein viersemestriges Studium in Kooperation mit der FH Wien der WKW. Im Masterstudiengang MSc Designing Digital Business sollen sich Teilnehmer das Rüstzeug für Projektmanagement- und Führungspositionen im Onlinegeschäft holen. Neu ist außerdem ein Lehrgang für Datenschutzbeauftragte, mit dem sich Unternehmen auf die im Mai 2018 in Kraft tretende EU-Datenschutz-Grundverordnung einrichten.

Auch den Weiterbildungsanbietern wird die Digitalisierung künftig viel Flexibilität abfordern. Raml: "Wir wissen heute nicht hundertprozentig, was wir übermorgen wissen müssen, denn die Hälfte aller Berufsbilder wird es in 15 bis 20 Jahren nicht mehr geben. Dafür entwickeln sich immer neue, für die es Aus- und Weiterbildung zu schaffen gilt." 

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