Der Diplomlehrgang Sozialbegleitung wird noch kompakter und praxisnäher
Soziale Berufe haben Zukunft, das ist unbestritten. Aber die Anforderungen und Herausforderungen ändern sich. Aus diesem Grund hat das BFI Wien dem Diplomlehrgang Sozialbegleitung ein Facelift verpasst: Noch kompakter, noch zielgruppengerechter, noch praxisnäher. Ein Interview mit Mag. Herbert Korvas MBA, dem Lehrgangsleiter des Diplomlehrgangs Sozialbegleitung, über die Intention der Neuadaptierung und für wen der Diplomlehrgang maßgeschneidert ist.
Was ist/war die Intention bei der Entwicklung des Diplomlehrgangs Sozialbegleitung? Für wen ist diese Ausbildung geeignet?
Herbert Korvas: Diese Ausbildung wurde von mir und Kolleginnen im Jahre 2006 in Zusammenarbeit mit dem BFI entwickelt.
Drei zentrale Zielsetzungen wurden dabei umgesetzt:
1. Für Personen, die im Sozialbereich ohne Ausbildung arbeiten, eine berufsbegleitende Qualifikation zu ermöglichen.
2. Personen, die neu in den Sozialbereich einsteigen wollen, eine Grundausbildung zu ermöglichen.
3. Niederschwelligkeit - damit wird eine soziale Grundausbildung verstanden, die sich an folgende Zielgruppen richtet: Praktiker, Personen ohne Matura bzw. für Menschen mit einem Studium aus einem anderen Bereich sowie Berufsumsteiger.
Seither wurden um die 600 Sozialbegleiterinnen und Sozialbegleiter ausgebildet und die Ausbildung hat sich in Wien und Niederösterreich als eine qualitative Grundausbildung im sozialen Bereich etabliert.
Dadurch bekamen Menschen die Chance, ihren Traumberuf zu verwirklichen bzw. erste Schritte in dieses Berufsfeld zu machen. Viele Menschen entdecken erst im zweiten oder dritten Anlauf ihren Traumberuf. Oft ist ein Studium oder eine lange Ausbildung auch nicht sofort oder gar nicht möglich.
Was ist neu am Ausbildungskonzept?
Korvas: 2019 wurde das das Ausbildungskonzept etwas überarbeitet und an die neuen Anforderungen angepasst. Es gibt jetzt mehr Online- und etwas weniger Präsenzunterricht, dafür mehr Lehrstoff im Selbststudium. Ein neuer Schwerpunkt – die Unterstützung von jungen Erwachsenen bei der Lehrstellen- und Arbeitssuche sowie bei arbeitsmarktpolitischen Bereichen wie Produktionsschulen oder Werkstätten für benachteiligte Jugendliche – wurde noch in das Konzept integriert.
Aus welchen Bereichen kommen die Lehrenden in diesem Diplomlehrgang?
Korvas: Die Vortragenden kommen alle aus den sozialen, pädagogischen, sozialpädagogischen oder sonderpädagogischen Bereichen. Sie haben alle jahrzehntelange Erfahrung in der Arbeit mit und für Menschen. Unser bewährtes Team ist seit Jahren unterrichtend in dieser Ausbildung tätig und bringt viel Erfahrung in der Vermittlung von theoretischen Inhalten mit. Bewährte Gruppenarbeiten zu speziellen Themenstellungen und praktische Übungen gehören ebenfalls zu dem didaktischen Konzept der Ausbildung.
Was macht ein Sozialbegleiter/eine SozialbegleiterIn?
Korvas: Diplomierte Sozialbegleiter verfügen über die ausgewiesene Kompetenz, eine Person über einen längeren Zeitraum hinweg sowohl bei der Bewältigung von Alltagsschwierigkeiten wie auch in kritischen Lebenssituationen unterstützend zu begleiten.
Damit können unsere Teilnehmer in privaten wie auch öffentlichen Sozialeinrichtungen verschiedenster Art tätig sein: z.B. im betreuten Wohnen, in der mobilen Betreuung von jungen Erwachsenen, benachteiligten Personengruppen und Menschen mit Einschränkungen, in Tageszentren, Wohngemeinschaften für benachteiligte Personengruppen, Arbeitseingliederungsprojekten, Seniorenheimen, Werkstätten mit beschäftigungstherapeutischen Schwerpunkten etc.
Was muss man für den Job mitbringen?
Korvas: Dazu braucht es methodische Fähigkeiten, um Begleitprozesse und Begleitbeziehungen professionell und lösungsorientiert zu gestalten. Dazu braucht es Kenntnisse im Bereich des ressourcenorientierten Arbeitens, der Kommunikation, der Gesprächsführung, ein umfangreiches Wissen über rechtliche und ökonomische Unterstützungsmöglichkeiten, Kenntnisse im Case Management und über die Methoden der Begleitung von Personen oder Gruppen.
Das Berufsprofil der Sozialbegleiterin und des Sozialbegleiters ist also nicht arbeitsfeld- oder zielgruppenspezifisch.
Was könnte in Zukunft im Bereich der Sozialen Arbeit/im Sozialsektor noch auf uns zukommen?
Korvas: Soziale Berufe haben Zukunft – das sagt auch der Arbeitsmarktbericht der deutschen Bundesagentur für Arbeit aus dem Jahr 2018. Besonders die Begleitung und Betreuung von Menschen in Krisensituationen des Alltags – wie Obdachlosigkeit, Armut, Suchtproblematiken und Arbeitslosigkeit – ist derzeit Thema und wird in den nächsten Jahren ein noch zentraleres Thema sein. In den Bereichen soziale Arbeit mit älteren Menschen, Migration und Integration sowie soziale Unterstützung von Menschen mit Behinderung durch persönliche Assistenz wird der Bedarf steigen.
Aufgrund der Alterspyramide werden in den kommenden Jahren viele Menschen aus der Babyboomer-Generation ins Pensionsalter kommen. Auch der Sozialsektor ist davon betroffen. Dadurch könnten gerade Neu- und Quereinsteiger profitieren, da die häufig sehr lang dauernden sozialen Ausbildungen diesen Bedarf an Arbeitskräften nicht so schnell befriedigen können.