Mehr als nur Transport – Neue (Job-)Chancen im Logistikgeschäft
Logistikmanager in Österreich und Großbritannien scheinen hinsichtlich des Brexits derzeit lieber auf Abwarten zu setzen: So haben unterschiedlichen Untersuchungen zufolge erst rund 50 Prozent der Produzenten in Österreich und Großbritannien damit begonnen, ihre Lieferketten für den Brexit zu wappnen. Ein gefährliches Spiel auf Zeit oder der einzige Umgang mit der Ungewissheit? Export-Experte Hermann Schober von Tubex Tubenfabrik rechnet jedenfalls mit einer „Zollfreiheit“ a la EFTA. Welche Herausforderungen den täglichen „Export-Alltag“ neben dem Brexit prägen, welchen Stellenwert „seine“ Branche für den Wirtschaftsstandort Österreich hat und wie es um die Jobchancen im Exportgeschäft steht, lesen Sie im folgenden Interview.
Welchen Stellenwert hat der Export für den Wirtschaftsstandort Österreich?
Hermann Schober: Export ist in Österreich sicher ein wichtiger Faktor in der heimischen Wirtschaft. Die Exportquote hat sich in den letzten Jahren rasant nach oben entwickelt, wodurch man immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert wird. Der Schwerpunkt liegt im Bereich Herstellung von Waren, also Produktionsbetrieben. Wenn man den Produktionsbetrieb Tubex betrachtet, ergibt sich eine Exportquote von 95%, vorwiegend nach Deutschland und Großbritannien.
Sie sind 30 Jahre in der Branche tätig: Worin besteht für Sie die Faszination im Export?
Hermann Schober: Wie schnell in der heutigen Zeit Güter mit den zur Verfügung stehenden Verkehrsmitteln relativ schnell von A nach B transportiert werden. Egal ob kleiner, mittlerer oder großer Betrieb, alle profitieren davon. Ohne Export wäre unser Wohlstandsniveau wohl nicht zu halten.
Mit Ihrer Erfahrung im Exportwesen – gibt es da noch Dinge, die Sie überraschen?
Hermann Schober: Man ist immer wieder mit neuen Herausforderungen im Bereich Zoll, Lieferservice und -qualität, Lieferantenauswahl (Speditionen, Frächter) und Termintreue und Koordination konfrontiert. Diese Aspekte müssen stetig verbessert werden, um Kundenbedürfnisse zu befriedigen und im Wettbewerb mit der Konkurrenz mithalten zu können.
Glauben Sie, dass der Brexit den österreichischen Export nach Großbritannien stark beeinflusst?
Hermann Schober: Nicht wirklich, da durch den Brexit die Nachfrage an Produkten weder größer noch kleiner wird und ich mir vorstellen kann, dass in den Handelsbeziehungen von GB zur EU und umgekehrt eine „Zollfreiheit“ ausverhandelt werden könnte wie etwa bei den EFTA Staaten. Kursschwankungen selbst müssen gesondert berücksichtigt werden.
Learning-on-the-Job oder fundierte Ausbildung? Was ist Ihrer Erfahrung nach das Mittel der Wahl, um im Exportwesen reüssieren zu können?
Hermann Schober: Eine Ausbildung in diesem Bereich finde ich sehr sinnvoll. Spezifische Aufgaben können zwar sicher on-the-job erlernt werden, aber um komplexere Aufgaben lösen zu können, finde ich eine fundierte Ausbildung sehr angebracht. Im Bereich „ Supply Chain Management “ wird man immer wieder mit Aufgabenstellungen konfrontiert, welche einer guten Lösung bedürfen.
Und was bringt eine Ausbildung konkret im Arbeitsumfeld?
Hermann Schober: Da die Export-Tendenz in den letzten Jahren stark angestiegen ist und dadurch immer wieder Problemstellungen entstehen, ist die Nachfrage an gut ausgebildeten MitarbeiterInnen größer geworden. ExportsachbearbeiterInnen können sowohl in Dienstleistungsunternehmen sowie auch in Produktionsbetrieben bestens eingesetzt werden.
Zur Person:
Hermann Schober hat über 30 Jahre Erfahrung in der Exportbranche und ist aktuell Leiter der Versand- und Logistikabteilung, Abfall- und Gefahrengutbeauftragter sowie Betriebsratvorsitzender der Tubex Tubenfabrik GmbH.